Foto der Tricolore, Bildquelle: pixabay.com In unserer Einrichtung wird seit 1988 die Vermittlung von Sprache und Kultur unseres Nachbarlandes Frankreichs im Vorschulalter angestrebt.
   

 

Sprache bedeutet Verständigung, Verständnis, Kommunikation. 
Sprache heißt Kontakt, Gemeinschaft, Gemeinsamkeit.
Sprache öffnet den Weg ins Leben.
Fremdsprachen öffnen den Weg in die Welt.

 

 

Derzeit gibt eine im Personalschlüssel fest angestellte französische Mitarbeiterin den Kindern Gelegenheit, Sprache und Kultur unseres Nachbarn Frankreichs zu erleben und zu erlernen.

 

Wir möchten erreichen, dass das Kind:

- die französische Sprache im alltäglichen Miteinander kennen lernt.
- die Sprachmelodie kennt.
- sein Gehör sensibilisiert.
- Spaß am Erlernen einer Fremdsprache hat.
- einfache Wörter und verschiedene Sprachformeln erlernt.

 

 

Die muttersprachliche Fachkraft ist gruppenübergreifend eingesetzt. Unser Grundprinzip lautet: eine Person – eine Sprache, d.h. die französischsprechende Fachkraft spricht mit den Kindern nur französisch und das in allen Bereichen des gemeinsamen Kindergartenalltages:

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Sie spricht und singt viel mit den Kindern, sei es bei Mal- und Bastelarbeiten, bei Rollenspielen, in der Bau- oder Puppenecke, beim Frühstücken, beim Zähneputzen oder bei Spaziergängen.

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Sie wählt einfache und kurze Sätze.

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Sie beschreibt häufig, was sie gerade macht, z.B. „Je prends les ciseaux“ (Ich nehme die Schere), „Je lance le dé“ (Ich werfe den Würfel).

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Wenn das Kind etwas auf Französisch sagt, greift sie das Wort auf, wiederholt es gegebenenfalls korrekt und stellt es in einen entsprechenden Zusammenhang:

  z.B. Kind: - „ froid! „ ( kalt! )
  Ich: - „ oui, il fait froid, il y a de la neige!“ (Ja, es ist kalt, es schneit!)

 


Wenn das Kind Deutsch spricht, wiederholt sie ebenso:
 

  z.B. Kind: - "Es ist kein Tee mehr da!"
  Ich: - „ il n´y a plus de thé ? Attends, je vais te chercher du thé.“ ("Es ist kein Tee mehr da? Warte, ich hole dir Tee")
- Sie freut sich, wenn die Verständigung wieder einmal geklappt hat.
- Sie bemüht sich ein gutes Vorbild zu sein, sie spricht ruhig und deutlich.
- Sie beachtet den Grundsatz: Sprache fördern, statt Sprache fordern.

 

 

Die Arbeit der Zweisprachigkeit folgt dem pädagogischen Konzept unserer Einrichtung, d.h. es ist nichts „zusätzliches“, sondern in den gemeinsamen Ablauf integriert. Die französische Fachkraft arbeitet gleichberechtigt und integriert in den Gruppen und gruppenübergreifend. Sie spricht sich mit den deutschen Kolleginnen ab, um französische Angebote zu fördern, zum Beispiel:

 

- Kennenlernen der Zahlen, der Körperteile, Farben, Tiere.
- Betrachten französischer Bilderbücher.
- Backen und Kochen von französischen Spezialitäten.
- Vermittlung von Sachwissen über französische Festivitäten.
- Französische Bräuche.

 


Im Jahresablauf erleben die Kinder die Sitten, Feste und Bräuche aus beiden Ländern. Wichtig ist uns, dass die Sprachvermittlung nicht verschult ist, sondern das Spiel und das Zusammenleben in der Gruppe sind die Basis der Sprachbegegnung und des Spracherlebens und stehen im Vordergrund.

 

Auch die ständige Wiederholung ist von großer Bedeutung. Je öfters ein Kind z.B. beim Aufräumen „on range“ hört, um so schneller kann es diesen kleinen Satz mit der Tat oder der Situation in Verbindung bringen. Es soll keine direkte Übersetzung stattfinden, sondern das Kind soll den Sinn des kleinen Satzes verstehen. Ein Baby versteht auch alles lange bevor es selbst reden kann. Es lernt seine Muttersprache nicht, sondern erlebt diese im Alltag, indem seine Mutter fast 24 Stunden am Tag redet. Unsere Französischfachkraft ist einmal die Woche in einer Gruppe, aus diesem Grund muss Französisch ein fester Bestandteil während des Kindergartenalltages sein, d.h. auch wenn die Französin nicht in der Gruppe ist, wird z.B. im Stuhlkreis ein französisches Lied gesungen, vor dem Essen ein französisches Gebet gebetet, bestimmte Situationen in französisch verbalisiert, etc.

 

Die Teilnahme ist freiwillig, es ist kein Unterricht, kein Vokabeltraining und es gibt auch keine Leistungskontrolle. Kinder lernen im Spiel durch Reime, Lieder, Bilderbücher, Fingerspiele, Kreisspiele, Gesellschaftsspiele, Rollenspiele, Kochen , Basteln, Malen, Turnen und durch Begegnungen.

 

Mit der bilingualen Gruppe von Annemarie Ostermann in der Ecole Maternelle du Centre in Saverne besteht eine Partnerschaft. Mit Hilfe der Briefkorrespondenz erfahren die beiden Einrichtungen voneinander was zur Zeit bei ihnen „Aktuell“ ist, welche Feste, Bräuche und Sitten gefeiert werden, Lieder werden ausgetauscht, sich gegenseitig Bilder gemalt, Fotos geschickt.

 

Einmal im Jahr haben die künftigen Schulkinder die Möglichkeit an einem ganzen Tag den Alltag in der französischen Ecoles maternelle in Saverne zu erleben und einmal im Jahr erwarten wir unsere Gäste in unserer Einrichtung. Ein Austausch mindestens ein- bis zweimal im Monat ist bestrebenswert, aber wird uns aufgrund der Entfernung, der organisatorischen Vorbereitungen und der finanziellen Mitteln erschwert.

 

 

Ein Kind hat hundert Möglichkeiten:
Ein Kind hat, hundert Sprachen
Hundert Hände , hundert Gedanken.

Es besitzt hundert Weisen zu denken;
Hundert Weisen zu spielen;
Hundert Weisen zu sprechen.

Ein Kind hat hundert Sprachen,
aber neunundneunzig werden ihm geraubt.

Loris Malaguzzi